Schreiben an Dr. Armin Zweite
Städtische Galerie im Lenbachhaus München

(aus handschriftlichem Konzept übertragen!)

Fulda, den 10. 8. 90

Sehr geehrter Herr Zweite,
wie mir bekannt ist, besitzt Ihr Haus wohl eine der größten Kandinsky-Sammlungen. So ist es naheliegend, dass Sie, Herr Zweite, über die Arbeiten dieses Malers sicher besser informiert sind als manch anderer Kunsthistoriker. Bevor ich meine Bitte vortrage möchte ich mich Ihnen kurz vorstellen: Jahrgang 1921, Kunsterzieher, von 1964-69 Kunsterzieher an der Deutschen Schule in Athen, bis 1986 Fachleiter „Kunst“ am Studienseminar für Gymnasien in Fulda, Maler! Dieses nur vorweg. Nun meine Fragen, die ich Sie bitten möchte, zu beantworten. Hat Kandinsky Ihrer Kenntnis nach jemals ein Blumenstück in Anlehnung an Bauernmalerei gemalt ? Wäre es denkbar, dass er ein solches Bild als „Geschenk“ anfertigte ? Gibt es Beispiele dafür, dass Kandinsky seinen Namenszug oben links in der Art seiner Unterschrift anbrachte ? Nun zur Vorgeschichte: Vor 2 bis 3 Jahren wurde mir in Darmstadt ein vollkommen verdrecktes Ölbild, das bei der Entrümpelung eines Kellers zum Vorschein kam, gezeigt. Man bat mich, das Bild doch einmal zu reinigen, denn für den Sperrmüll sei es eigentlich zu schade. Ein paar interessante Farben leutetetn hier und da durch den Schmutz. Die Leinwand war zum größten Teil aus den verrosteten, kurzen „Blauköpfen“ ausgerissen. Der Keilrahmen (mit Keilen) ist wurmstichig. Bis Anfang Juli 1990 stand dieses Bild nun bei mir in einem „Schurr-Murr-Schrank“ ! Auf drängen meiner Frau holte ich widerwillig dieses Bild hervor. Es wurde vollständig von seinem Keilrahmen gelöst und zum Reinigen auf eine Arbeitsplatte gespannt. Der alte Keilrahmen (er ist „wurmsicher“ verpackt) hat die ausgefallenen Maße von 62 x 56 cm. Bei der Reinigung zeigte sich dann, daß es sich um ein handgrundiertes Maltuch handelt. Das Bild ist sowohl mit dem Pinsel lasierend gemalt, als auch sehr pastos gespachtelt. Die relativ schmalen Spachtelflächen sind gequetscht, so dass rechts und links Farbwulste entstanden. An einigen Stellen ist die gespachtelte Farbe abgeplatzt und hat den dünn grundierten Bildträger freigegeben. Auffallend ist die dunkle Umrandung einiger Blumen sowie die starke Abstraktion einiger blau-weißer Blüten mit „zickzack“ Linien. Die eigenwillige Form in der rechten oberen Bildecke ist es eigentlich, die mich veranlasste, Ihnen zu schreiben. Das Ka..... oben links spricht in dieser Form - soweit mir bekannt ist – gegen meine Vermutung. Das Bild wurde vor Jahren zusammen mit einem alten klavier von einer Dame verschenkt, als diese in ein Altersheim zog. Um ehrlich zu sein, ich bekam Angst, dieses Bild zu restaurieren. Wenn das Bild auch noch so plump gemalt ist – hier war offensichtlich kein Hobby-Maler am Werk. Das Bild wurde – ohne den bemalten Grund zu beschädigen – auf einen Rahmen 60 x 55 cm aufgezogen.

Sehr geehrter Herr Zweite, obwohl ich weiß, daß man ein Bild anhand von Fotos schlecht beurteilen kann, wäre ich Ihnen dennoch für eine knappe Stellungnahme dankbar.

Mit freundlichem Gruß
Oswald Pejas